Zwei historische Straßen von einst großer Bedeutung durchziehen unsere Gemarkungen. Die ältere ist die von den Römern angelegte Militär- und Handelsstraße, die ihren ungefähren Verlauf mit der heutigen Bundesstraße 477 gemeinsam hat. Sie führte von Neuß nach Zülpich, im Volksmund heißt sie heute noch in den Dörfern am Neffelbach "Heerweg". Sie lief geradlinig durch unsere Gemeinde und berührte Lüxheim, Gladbach, Mersheim und Dirlau. Müddersheim, Disternich und Sievernich sind sicherlich von ihr beeinflusst worden. Die Straße mündete ins Zülpicher Bachtor, von wo sie Anschlüsse an die römischen Fernstraßen nach Köln, Trier und Reims hatten. Eine Anzahl von untergeordneten römischen Straßen, Gemeindeverbindungsstraßen würde man heute sagen, sind untergegangen und kaum noch bekannt. Von Osten kam die Aachen - Frankfurter Krönungsstraße bei Sievernich in die Gemeinde Vettweiß. Sie lief durch Sievernich nach Westen, nördlich von Dirlau, Kettenheim und Jakobwüllesheim vorbei in die Gemarkung Binsfeld.
Die wohl in der Mitte des 8. Jahrhunderts von den Franken angelegte Straße ist von den deutschen Königen auf dem Weg zur Krönung nach Aachen jahrhundertelang benutzt worden. Sie hat aber auch die unzähligen Pilger aus aller Herren Länder gesehen, die zu den Wallfahrtsorten Düren, Aachen, Maastricht und weiter im Westen unterwegs waren. Die Aachen - Frankfurter Krönungsstraße war auch ein Teilstück der großen niederländisch-italienischen Straße, die von Flandern kommend über Aachen und Düren, durch unsere Feldgemarkungen weiter nach Frankfurt oder nach Oberitalien ging. Die Verkehrsverhältnisse des vergangenen Jahrhunderts, besonders der Eisenbahnbau, haben diese früher so wichtige Straße zum unbedeutenden Feldweg werden lassen, der durch einige Flurbereinigungen in den letzten Jahrzehnten fast völlig beseitigt worden ist.
Aus spätmittelalterlicher und neuerer Zeit kam ein Fahrweg vom Süden aus Richtung Heimbach in unsere Gemeinde, der östlich nach Köln verlief und in alten Flurkarten als "Kohlstraße" bezeichnet ist. Eine weitere Kohlstraße kam von Westen in die Gemarkung Kelz und ging dann von der Simonshardt über Kelz, Gladbach ebenfalls nach Köln. Auf beiden Straßen wurden noch zu Beginn des 19. Jahrhunderts Kohlen transportiert. Die von Süden kommenden pferdebespannten Karren hatten Holzkohle aus den Meilern der Eifelwälder geladen, die von Westen fuhren Steinkohle aus der Gegend von Eschweiler an der Inde. An der Gemarkungsgrenze Binsfeld - Kelz erinnern noch zwei stark beschädigte Unfallkreuze an die schwere Arbeit der damaligen Kutscher, die "Fernfahrer" ihrer Zeit.