Der Begriff «Zeitzeuge» taucht bereits in Erwähnungen des 18. und 19. Jahrhunderts auf. Jedoch erscheint der Begriff des «Zeitzeugen» erst ab Ende der 1970er Jahre gehäuft in der Literatur und in der Umgangssprache auf. Bevor dieses Wort endgültig Einzug als Allgemeinbegriff erhielt, wurde dieselbe Bedeutung mit den Umschreibungen «Zeuge der Zeit» oder «Zeuge seiner Zeit» verbunden.
Zeitzeugnis ist ein «Zeugnis einer bestimmten Zeit». So wie Zeitzeuge sowohl für eine Person als auch für einen Gegenstand, ein Gebäude usw. verstanden werden kann, wird auch der Begriff Zeitzeugnis verwendet: Eine Person, der Zeitzeuge, legt sein Zeitzeugnis in Form eines Berichtes bezüglich einer bestimmten Zeit ab, aber auch die Interpretation von Gegenständen und Schriften (z.B. Zeitungen, Literatur und Gedichte, etc.) werden als Zeitzeugnis verstanden.
Wir vom Heimat- und Geschichtsverein Vettweiß 2013 e.V. haben es uns zur Aufgabe gemacht, «Zeitzeugnisse» zu sammeln, unseren Mitgliedern sowie interessierten Mitbürgern zur Verfügung zu stellen.
Ein besonders Anliegen ist uns, den Kontakt mit den Personen aufzunehmen, die über ihre persönliche Vergangenheit in und um Vettweiß erzählen können.
Zu diesem Zweck haben es sich unsere Vereinsmitglieder Theo Pütz, Alfons Esser und Günter Esser zur Aufgabe gemacht, Interviews mit Zeitzeugen zu führen. Diese Gespräche bzw. Interviews finden im privaten Umfeld der Zeitzeugen statt. Als Erinnerungshilfe werden die Interviews mit Zustimmung der Zeitzeugen aufgezeichnet. Aus diesen Aufnahmen werden anschließend Abschriften erstellt und den Zeitzeugen zur Korrektur und Freigabe übergeben.
Auf den nachfolgenden Seiten finden Sie die derzeit verfügbaren Zeitzeugenberichte.
Am 30. November jährt sich zum achtzigsten Mal der Bombenangriff auf Vettweiß während des 2. Weltkrieges.
Hiermit wollen wir an dieses furchtbare Geschehen erinnern. Es soll und darf nicht in Vergessenheit geraten.
Ihre persönlichen Erlebnisse zu diesem Trauma haben viele Zeitzeugen kundgetan. Diese sind auf der Web-Seite des HGV Vettweiß unter Heimat und Zeitzeugen lesenswert ausgedruckt.
Weiterlesen: Bombenangriff auf Vettweiß am 30. November 1944
Mit Interesse habe ich die bisherigen Veröffentlichungen des HGV Vettweiß aufmerksam gelesen und mich darüber gefreut. Bei den Schilderungen über die Kriegserlebnisse kamen mir natürlich dann auch meine eigenen wieder in den Sinn und ich beschloss, darüber auch einige Zeilen zu schreiben. Mein Name ist Katharina Geuenich, geb. Gotzes, und ich bin Jahrgang 1927. Ich wurde 1927 in Gereonsweiler geboren und wohnte mit meinen beiden Schwestern und meinem Bruder zusammen.
Mein Vater bekam damals eine Arbeitsstelle in Veen, das ist ein Ortsteil der Gemeinde Alpen und liegt in der Nähe von Xanten. Da meine Eltern aber beide in einem Jahr früh gestorben sind, kam ich mit meinen Geschwistern in ein Waisenhaus nach Xanten. Vom Waisenhaus wurde ich dann mit 18 Jahren in den Haushalt einer Arztfamilie vermittelt, weil die Berufsausbildung zur Erzieherin wegen der zerbombten Schulgebäude nicht möglich war. Die Front rückte auch hier immer näher, so dass auch die Arztfamilie über eine Evakuierung ernsthaft nachdachte.
Nun war es soweit, schon drei Tage saßen wir im Keller. Rund um die Stadt fielen die Bomben und heute haben die Flieger unsere Kirche bombardiert. die Erde erzitterte und wir hatten furchtbare Angst. Schon vor Tagen war in der Scheune ein großes Loch ausgegraben und mit Stroh ausgelegt worden.
In dieses Loch wurde eine Truhe gestellt, die mit Betttüchern und Handtüchern belegt wurde. Hinzu kamen Porzellan, Besteck und vieles mehr. Wir hofften nun, dass keine Bomben mehr darauf fallen würden und wir bei unserer Heimkehr noch etwas davon hatten.
Weiterlesen: Evakuierung 1944 - 1945 - Fliegerangriffe auf unseren Zug
Bei einem Spaziergang über die Martinusstraße in Froitzheim in Richtung Soller fällt dem aufmerksamen Beobachter am Ende des Dorfes auf der rechten Seite ein heute privatwirtschaftlich genutztes Anwesen auf. Dabei handelt es sich um ein ursprünglich zu militärischen Zwecken errichtetes Gebäude mit einer wechselvollen und interessanten Geschichte, nämlich um ein Batterie Beständelager als Teil der Luftverteidigungszone West.
Die Luftverteidigungszone West, im folgenden auch LVZ-West genannt, war ein entlang der Westgrenze installierter Gürtel von schweren und leichten Flakgeschützen. Durch ihre Feuerkraft sollten sie das Einfliegen feindlicher Bomber verhindern oder zumindest stören. Zu diesem Zweck wurden außerhalb der Orte rundum Froitzheim die erforderlichen Geschützstände mit den dazu notwendigen Nebeneinrichtungen wie Munitionsbunker, Mannschaftsunterkünfte, Versorgungsgebäude usw. gebaut.
Auch das Beständelager Froitzheim, im folgenden Flakhalle genannt, war Teil dieses Systems.
Am 09. Mai 1945, vor 75 Jahren, endete mit der deutschen Kapitulation der 2. Weltkrieg. Mit dem Einmarsch der Amerikaner am 27. Februar 1945 in Vettweiß war der Krieg für die im Ort verbliebenen ca. 100 Personen so gut wie beendet. Der überwiegende Teil der Vettweißer Bevölkerung hatte nach dem Bombenangriff vom 30. November 1944 den Weg in die von den Nazis verordnete Evakuierung antreten müssen. Viele hatte es bis nach Thüringen verschlagen. Die Rückkehr sollte sich für manche Evakuierten aufregend, angstvoll und über einen langen Zeitraum erstrecken, für andere weniger schwierig, aber deshalb nicht gefahrloser. Die Evakuierten drängten auf schnelle Rückkehr in die Heimat. Oft zog sich das Vorhaben schleppend über Monate hin, verbunden mit vielen Enttäuschungen. Die Evakuierten wußten wo ihre Heimat war, im Gegensatz zu den Vertriebenen aus den verlorenen Ostgebieten Deutschlands, die nun gegen Westen zogen um hier eine neue Heimat zu finden. Das Ausmass kam einer Völkerwanderung gleich. So suchten und fanden Geflohene aus dem Osten auch in Vettweiß einen Neuanfang.
Wenn man das Dorf Vettweiß von Gladbach aus betritt, dann trifft man auf zwei historisch interessante Industriegebäude.
Am Seelenpfad liegt die zur Ruine verfallene alte Krautfabrik. Das Gebäude hat eine wechselvolle Geschichte. Es wurde im Jahre 1873 als Dampfmühle erbaut, bereits jedoch nach vier Jahren geschlossen. Danach wechselten immer wieder die Eigentümer und mit ihnen auch die betriebliche Nutzung. So wurde in den Jahren 1912 bis 1917 eine Pappenfabrik betrieben, die jedoch wegen Wassermangel nicht rentierlich arbeiten konnte. Schließlich wurde von der Familie Beys aus Aldenhoven eine Krautfabrik, genannt et Prüppes betrieben. Auch die Krautfabrik besteht nicht mehr.
Geht man über die Bahngleise ins Dorf, fällt sofort das gut erhaltene Gebäude der alten Molkerei ins Auge. Es handelt sich um einen architektonisch wohl gelungenen der Milchverwertung dienenden Zweckbau, der zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts errichtet wurde.
Nachdem am 20.06.1869 in Düren die erste Zuckerfabrik Schoeller Peill & Co gegründet und der Anbau der Zuckerrübe nach Anfangsschwierigkeiten immer mehr ausgedehnt wurde, so auch in Vettweiß, mussten die Bauern in der Bewirtschaftung des Ackerbodens völlig neue Wege gehen. Dazu gehörte auch die verstärkte Humusversorgung der Böden durch Stallmist, welche nur durch die Vergrößerung der Milchviehbestände erreicht werden konnte.
Die ersten Meldungen von einem gefährlichen, lebensbedrohendem Virus wurden im Dezember 2019 aus China, die Stadt Wuhan betreffend, verbreitet.
Dies wurde in unseren Breiten geflissentlich zur Kenntnis genommen, China ist in weiter Ferne. Auch die Nachricht, dass die Millionenstadt Wuhan von der Außenwelt komplett abgeriegelt wurde, war für den Rest der Welt noch nicht besorgniserregend.
Als sich im Januar und Februar 2020 die Meldungen intensivierten, das Wort von der Pandemie gebräuchlich wurde, die Anzahl von Infizierten und die der Toten von Tag zu Tag anstieg, da wurde die Aufmerksamkeit auch in Europa mehr und mehr geweckt. Aber so richtig ernst genommen wurde Corona erst Anfang März. Ab diesem Zeitpunkt ist alles schnell gekippt und ebenso schnell wurde, wie nachstehend, gehandelt.
Das Virus Covid-19, als Corona-Virus geläufig, breitete sich schließlich rasend schnell weltweit aus. Deutschland wurde nicht ausgespart. Regierungen waren nun am Zuge die Pandemie einzudämmen, wozu strikte Gebote und Verbote unabdingbar waren. Produktionen wurden eingeschränkt, Versammlungsverbote verfügt, Schulen, Kitas, Kneipen und Restaurants wurden geschlossen. Das öffentliche Leben wurde sehr eingeschränkt und kam in den ersten Wochen einem Stillstand gleich.
Seite 1 von 7