Der Begriff «Zeitzeuge» taucht bereits in Erwähnungen des 18. und 19. Jahrhunderts auf. Jedoch erscheint der Begriff des «Zeitzeugen» erst ab Ende der 1970er Jahre gehäuft in der Literatur und in der Umgangssprache auf. Bevor dieses Wort endgültig Einzug als Allgemeinbegriff erhielt, wurde dieselbe Bedeutung mit den Umschreibungen «Zeuge der Zeit» oder «Zeuge seiner Zeit» verbunden.
Zeitzeugnis ist ein «Zeugnis einer bestimmten Zeit». So wie Zeitzeuge sowohl für eine Person als auch für einen Gegenstand, ein Gebäude usw. verstanden werden kann, wird auch der Begriff Zeitzeugnis verwendet: Eine Person, der Zeitzeuge, legt sein Zeitzeugnis in Form eines Berichtes bezüglich einer bestimmten Zeit ab, aber auch die Interpretation von Gegenständen und Schriften (z.B. Zeitungen, Literatur und Gedichte, etc.) werden als Zeitzeugnis verstanden.
Wir vom Heimat- und Geschichtsverein Vettweiß 2013 e.V. haben es uns zur Aufgabe gemacht, «Zeitzeugnisse» zu sammeln, unseren Mitgliedern sowie interessierten Mitbürgern zur Verfügung zu stellen.
Ein besonders Anliegen ist uns, den Kontakt mit den Personen aufzunehmen, die über ihre persönliche Vergangenheit in und um Vettweiß erzählen können.
Zu diesem Zweck haben es sich unsere Vereinsmitglieder Theo Pütz, Alfons Esser und Günter Esser zur Aufgabe gemacht, Interviews mit Zeitzeugen zu führen. Diese Gespräche bzw. Interviews finden im privaten Umfeld der Zeitzeugen statt. Als Erinnerungshilfe werden die Interviews mit Zustimmung der Zeitzeugen aufgezeichnet. Aus diesen Aufnahmen werden anschließend Abschriften erstellt und den Zeitzeugen zur Korrektur und Freigabe übergeben.
Auf den nachfolgenden Seiten finden Sie die derzeit verfügbaren Zeitzeugenberichte.
Als drittes von sechs Kindern der Eheleute Heinrich Steffens und Magdalena, geb. Schmitz, wurde ich, Heinrich Josef, am 08.12.1934 in Kelz geboren.
Ab dem vierten Lebensjahr besuchte ich den Kindergarten im Kloster, der von Nonnen geleitet wurde, bis ich 1941 in die Volksschule in Kelz aufgenommen wurde.
Zu diesem Zeitpunkt dauerte der Krieg schon über 18 Monate. In den Jahren 1942-1943 wurde es durch feindliche Flugzeuge in unserer Region immer unruhiger. Zu dieser Zeit trug ich eine Zeitung aus, den Westdeutschen Beobachter. Eine Parteizeitung der “Nazis“ von der übelsten Sorte. In manchen Häusern musste ich wieder vor die Tür gehen um nochmals eintreten zu dürfen. Ich hatte den Hitlergruß einfach vergessen zu zeigen.
Mein Name ist Josef Engelbert Tesch und ich wurde am 17.04.1937 im Krankenhaus in Düren als ältester Sohn meiner Eltern Engelbert Tesch und Maria Ohrem geboren.
Mein jüngerer Bruder Wolfgang kam drei Jahre später zur Welt. Meine Mutter ist gebürtig aus Bochum und heiratete meinen Vater 1936 kirchlich in Vettweiß. Hier wohnten auch noch weitere Geschwister meiner Eltern und meine Großeltern. Mein Vater hatte noch sieben Geschwister und mein Großvater väterlicherseits war der Schuhmacher Josef Tesch.
In Düren wohnten wir in der Oberstraße 13 gegenüber der Annakirche, da wo das Blumenhaus Heinen war. Von meinem Vater habe ich durch den Krieg nicht viel gehabt. Er schrieb uns immer Briefe von der Ostfront. Allein im Juni 1944 kamen drei Briefe bei uns an, der letzte ist datiert vom 24.06.1944. Danach haben wir nichts mehr von ihm gehört.
Meine Mutter hat dann über das Rote Kreuz einen Suchantrag nach ihm gestellt. Erst am 11.06.1976 erreichte uns deren Gutachten. Hiernach führten die Nachforschungen zu dem Schluss, dass er mit hoher Wahrscheinlichkeit am 26. Juli 1944 bei den Kämpfen im Raum 25 Kilometer westlich von Brest-Litowsk zwischen den Orten Rokitno und Husinka gefallen und verschollen ist.
Weiterlesen: Erinnerungen eines Kindes an die Zeit vor, während und nach dem II. Weltkrieg
Bereits im Jahre 1939 hatte die damalige Reichsregierung umfangreiche Gesetze und Verordnungen zum Luftschutz erlassen, die ausnahmslos auch umgesetzt wurden. So mutet sich der von dem damaligen Reichsmarschall und Oberbefehlshaber der deutschen Luftwaffe, Hermann Göring in einer seiner heroischen Reden ausgesprochene Satz:
„Ehe ein feindliches Flugzeug die deutschen Reichsgrenzen überfliegt, heiße ich Meier“ wie ein Treppenwitz an. Diesem von Wahnwitz strotzendem Satz stand die tatsächliche Entwicklung entgegen, denn auch in Vettweiß realisierte ab dem Jahre 1940 die deutsche Verwaltung umfangreiche Luftschutzmaßnahmen.
Wenn man heute von Vettweiß über die verlängerte Gereonstraße nach Gladbach fährt, ist den wenigsten bewusst, geschweige denn erinnerlich, dass diese Straße mitten durch einen ehemaligen amerikanischen Militärflugplatz führt, denn im Dreieck Vettweiß, Kelz, Gladbach befand sich zu Ende des zweiten Weltkrieges ein Flugplatz der U.S. Airforce, von den Amerikanern als Airfield Kelz mit der Kennziffer Y-54 bezeichnet.
Womit alles anfing: Vom 22. bis zum 26. September 2014 war Ralph Herrmanns aus Schweden zu Gast beim HGV Vettweiß.
Bevor auf diesen Besuch näher eingegangen wird, bedarf es einer klärenden Vorgeschichte.
Weiterlesen: Zu Gast beim Heimat- und Geschichtsverein Vettweiß
Marlene Spilles
Seit früher Jugend bewegte mich die Ungewissheit über das Schicksal meines im zweiten Weltkrieg vermissten Onkel Martin Engels.
Johann Martin Engels, Jahrgang 1910, war das älteste von sechs Kindern meiner Großeltern Wilhelm und Helene Engels geb. Tollmann.
Zusammen mit seinen Schwestern Christine (verheiratete Gey), Gertrud (verh. Kallscheuer), Lisa (verh. Gartzen), Maria (verh. Utzen / Cloubert), sowie seinem Bruder Josef wuchs er in Vettweiß auf.
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