Bei Umbauarbeiten im Schulgebäude der früheren Volksschule und späteren Grundschule in der Schulstraße im Jahre 2020 wurde ein deutscher Karabiner gefunden. Er war in eine englische Zeitung (die „Times“) mit Erscheinungsdatum vom 21. Januar 1919 eingewickelt und unter einer Treppenauflage im Keller abgelegt worden. Wie die Waffe dorthin gelangte, konnte nicht abschließend geklärt werden. Es liegt allerdings nahe, dass der ehemalige Lehrer der Schule Johann Olles, von 1913 bis 1928 Lehrer in Vettweiß und vom 16. Januar 1915 bis zum 28. November 1918 „im Felde“, die Waffe nach dem Ende des 1. Weltkrieges (11. November 1918) und seiner Rückkehr nach Vettweiß dort versteckt hat, um sie vor einer Beschlagnahme durch die englischen Besatzungstruppen zu schützen.

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Bei der Waffe handelt es sich um einen Karabiner 98 kurz (sog. K98k) der Fa. Mauser. Der K98k war bereits im Ersten Weltkrieg die Standartwaffe des deutschen Heeres und im Zweiten Weltkrieg die meistverbreitete Handfeuerwaffe der deutschen Wehrmacht. Der K98k ist ein Repetiergewehr mit einer Magazinkapazität von 5 Patronen im Kaliber 8x57IS (7,92x57mm). Charakteristisch ist die Öffnung im Hinterschaft (zur Aufnahme des Gewehrriemens), die Putzstock- und Bajonettaufnahme am Vorderschaft sowie der sich stufenförmig verjüngende Gewehrlauf. Je nach Fertigungszeit und Einsatzzweck (Infanterie, Gebirgskarabiner, Scharfschützengewehr...) variieren die Modelle leicht.

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Der K98k wurde nicht nur in Deutschland beim Stammsitz der Fa. Mauser in Oberndorf am Neckar hergestellt, sondern an mindestens 8 weiteren Standorten. Einer dieser Produktionsstandorte war die Königlich Preußische Gewehrfabrik Erfurt. Dort wurde der in Vettweiß aufgefundene K98k im Jahr 1917 hergestellt. Die Königlich Preußische Gewehrfabrik Erfurt produzierte von 1862 bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs Handfeuerwaffen. Während des Ersten Weltkriegs wurden ca. 80% aller deutschen Handfeuerwaffen in Erfurt gefertigt, darunter etwa 1,5 Millionen Karabiner 98.

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Der in Vettweiß aufgefundene K98k war in einem durchwachsenen Zustand: Die wesentlichen Teile der Waffe waren mit entsprechenden Abnahmestempeln versehen und nummern gleich, lediglich der Verschluss wies eine abweichende Seriennummer auf. Dies ist nicht ungewöhnlich, da insbesondere in den letzten Kriegsjahren defekte bzw. verschlissene Waffen mit Teilen anderer Waffen instandgesetzt wurden. Der Lauf und der Verschluss weisen infolge der langen Lagerung z.T. deutliche Rostansätze auf. Demgegenüber ist der Holzschaft noch verhältnismäßig gut erhalten. Erstaunlich ist, dass die Mechanik der Waffe bei ihrem Auffinden noch gängig und die Waffe damit auch über 100 Jahre nach ihrer Produktion noch funktionsfähig war.

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Nach ihrem Auffinden wurde die Waffe zunächst an die Kreispolizeibehörde Euskirchen übergeben und dort erstmals sichergestellt. Von dort sollte sie, so die Verfügung, zur zentralen Vernichtungsstelle nach Münster überstellt und eingeschmolzen werden. Durch die energische Intervention des Heimat- und Geschichtsvereins und unter Vermittlung durch den Landrat des Kreises Düren, Herrn Wolfgang Spelthahn, den Bürgermeister der Stadt Zülpich, Herrn Ulf Hürtgen und den seinerzeitigen Landrat des Kreises Euskirchen, Herrn Günter Rosenke, gelang es den Karabiner vor der Vernichtung und als Zeugnis der Zeit aus der englischen Besatzung der Gemeinde Vettweiß nach dem Ersten Weltkrieg zu bewahren.
Zu diesem Zweck wurde der Karabiner durch den anerkannten Büchsenmacher-Meister Falco Bartsch aus Düren funktionsuntüchtig gemacht und zur Dekorationswaffe umgebaut.

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