Ein Lob auf das Ehrenamt.
Als “Vettweißer Mädchen“, nach der Heirat mit meinem Mann Peter Bönsch im Jahre 1955 nach Düren verzogen, habe ich immer großes Interesse am Geschehen und an Aktivitäten im Heimatort Vettweiß beibehalten.
Heimat bleibt eben Heimat.
Durch die lokale Presse und die regelmäßigen Besuche der Verwandtschaft war ich stets bestens informiert.
Angenehm überrascht war ich, als ich vor gut einem Jahr durch die Presse erfuhr, dass sich ein Heimat- und Geschichtsverein in Vettweiß gegründet habe, dessen Ziel es ist, Vettweißer Geschichte nicht in Vergessenheit geraten zu lassen und die Mitarbeit der Bevölkerung immer und gerne erwünscht sei.
Dafür habe ich in meinen Erinnerungen “gekramt“ und diese etwas “aufgefrischt“.
Sollte es dabei einmal zu einer “Unstimmigkeit“ kommen, so sei dies dem Abstand von über 60 Jahren geschuldet.
Mein Vater, Johann Eversheim (nur Jean genannt), Jahrgang 1895, stammte aus Zülpich-Hoven. Dort erlernte er nach dem Schulabschluß den Beruf des Metzgers.
Im Alter von 17 Jahren ereilte ihn das Schicksal: Er wurde Vollwaise.
Sein Ziel, irgendwann die Selbstständigkeit im Beruf zu erlangen, wurde Wirklichkeit, als er nach bestandener Meisterprüfung in Vettweiß das Anwesen Nr. 47 in der Hauptstraße käuflich erwarb.
Auf diesem Anwesen befand sich eine Maschinenschlosserei mit angeschlossener Schmiede. Die Gebäude wurden mühevoll in eine Metzgerei umbebaut, ein Verkaufraum angebaut.
Während dieser Zeit lernte er in Vettweiß Maria Christoffels kennen, mit der er die Ehe einging. Und wieder ereilte ihn das Schicksal, als seine Ehefrau nach 6 Ehejahren an einer Blinddarm-Infektion verstarb. Vater heiratete ein zweites Mal, im laufenden Betrieb war eine Frau von Nöten, Gertrud Sieb aus Euskirchen.
Aus dieser Ehe gingen 3 Kinder hervor. Ich, Elisabeth als Älteste und nur noch Lilly genannt, Bruder Willi und Schwester Marlene.
Eingeschult wurde ich 1936, zusammen mit 2 Mädchen und 16 Jungen, in der “alten Schule“. Hier lernten wir noch Herrn Lehrer Delhounge kennen, der aber zum 1. Januar 1937 im Tausch mit Lehrer Bernhard Engels nach Arnoldsweiler wechselte.
Natürlich erfuhren wir auch Unterricht durch die “Lehrer-Legende“ Frau Mang, die, wenn es in der Klasse ab und an einmal etwas laut wurde, uns anschrie und Alle zu “Gehacktem“ machen wollte.
Nach wenigen Monaten Schulzeit ereilte mich eine Krankheit, die ich nicht im Elternhaus kurieren durfte. Bedingt durch den Lebensmittelbetrieb der Metzgerei, wurde die Behandlung vor Ort durch Gesundheitsamt und den behandelnden Arzt Dr. Schaaf untersagt.
So mußte ich meine Krankheit, Entzündungen an der Kopfhaut, bei meiner Oma in Euskirchen auskurieren, über die Dauer von einem halben Jahr.
In Folge dieses langen Zeitraumes, begann meine Schulzeit 1937 nochmals mit dem ersten Schuljahr. Der Schulleitung aber sei geschuldet, dass ich im März 1944 zusammen mit meinen Mitschülern des Einschulungs-Jahrgangs von 1936 mit Abschluß entlassen wurde.
Im heimischen Betrieb, dem die Gesellen, mein Vater bildete sehr wohl Lehrlinge aus,
Heinrich Esser vom Friedhofsweg und Josef Hamacher aus Kettenheim angehörten, waren auch wir Kinder mit eingebunden.
Kleinere Arbeiten, vornehmlich Botengänge und geringe Auslieferungen, waren uns Kindern
übertragen. Für Auslieferungen in Nachbarorte, für den Transport von Blockeis aus der Dürener
Molkerei, für das Heranschaffen von Schlachtvieh diente eine große Pferdekutsche.
Die Kutsche war rückwärts mit einem großen Kasten so umgebaut und präpariert, dass auf diesem Wege auch problemlos Schweine und Kälbchen transportiert werden konnten.
Zwei Erinnerungen aus dem Jahre 1938 möchte ich nicht unerwähnt lassen.
Zum einen meine 1. hl. Kommunion, bei Pfarrer Gerards. Zusammen waren wir 8 Jungen und 6 Mädchen.
Meine Eltern überraschten mich mit einem Klavier. Den nun nötigen Klavierunterricht erteilte mir Herr Kirchsiefen, der in der Froitzheimer Pfarre das Amt des Küsters und des Organisten ausübte. Jahre später wurden meine Kenntnisse durch Herrn Franz Barth aufgefrischt und weitergeführt, so dass ich dem Wunsch der Schwestern vom Orden der “Christlichen Liebe“, der im Kloster Vettweiß auch eine Koch- und Nähschule unterhielt, nachkommen konnte, bei Gottesdiensten im Kloster, die Kirche existierte ja nicht mehr, oftmals die musikalische Begleitung zu übernehmen.
Diese erfolgreiche Ausbildung ermöglichte es mir auch bei Gottesdiensten in der Notkirche oftmals die Vertretung von Herrn Franz Barth am Harmonium zu übernehmen.
Dann die Zerstörung der Synagoge am 9. November.
Großer Lärm schreckte uns in den Abendstunden auf und ließ uns auf die Straße laufen. Die Synagoge, in geringem Abstand zu unserem Haus, war der Verwüstung durch SA Leute ausgesetzt. Diese schleppten Bänke aus der Synagoge und warfen sie auf die Straße. Gebetbücher und andere sakrale Gegenstände landeten in der Gosse. Während die Verwüstungen fortgeführt wurden, konnte ich erkennen, dass SA Leute auch in das neben der Synagoge stehende Haus der jüdischen Familie Schwarz gewaltsam mit aufgepflanztem Bajonett eindrangen und diese aus dem Haus trieben.
Die Familie Schwarz betrieb einen Stoff - und Fellhandel von abgedeckten Kühen und Rindern. Türen und Fenster wurden eingetreten. Mobiliar, Küchengeräte und andere Gegenstände wurden ins Freie geworfen. Hilflos mußten sie die Zerstörungswut mit ansehen und über sich ergehen lassen.
Ein Gebetbuch aus der Synagoge landete unweit von mir. Ich habe es aufgehoben und mit nach Hause genommen.
Auf Geheiß meines Vaters mußte ich das Buch wieder zurückbringen. Verstohlen habe ich es in der Dunkelheit zu den anderen auf der Straße und in der Gosse liegenden Gegenstände gelegt, unbemerkt von den Schergen, die noch vollauf mit der Zerstörung der Synagoge beschäftigt waren.
Nie werde ich die Brutalität und die hasserfüllten Gesichter dieser braun gekleideten Männer vergessen.
Auch in den Nachkriegsjahren nicht, wenn ich diesen Leuten begegnete und diese sich gaben, als wären sie nie vom Zerstörungswahn besessen und zerfressen gewesen.
Auffallend für uns Kinder war, dass über diese Taten nicht laut geredet wurde, vielmehr war Flüstern angesagt. Die Angst, ein falsches Wort zu sagen, ging um. Die Angst denunziert zu werden, was oftmals an der Tagesordnung war, mit unabsehbaren Folgen war überall zum Greifen nah. So erhielt mein Vater eines Tages “Besuch“ von den örtlichen Parteibonzen, die ihm vorwarfen Schwarzschlachtungen vorgenommen zu haben. Bis er diese Denunziation entkräften konnte, wurde er für 5 Tage im Spritzenhaus auf dem Marktplatz eingesperrt, wobei ihm erlaubt war von zu Hause aus verpflegt zu werden.
Der Krieg dauerte nun schon einige Jahre an. Heinrich Esser war zum Kriegsdienst einberufen worden, von dem er nicht mehr zurückkehrte. Die Zeit wurde für alle entbehrungsreicher.
Wie bereits erwähnt, war im März 1944 mein letzter Schultag. Von da an mußte ein Pflichtjahr absolviert werden. Ich wurde dem landwirtschaftlichen Betrieb von Heinrich Erasmi zugewiesen. Nach wenigen Wochen erkrankte ich so sehr, dass die anfallende Arbeitslast von mir nur noch schwerlich zu bewältigen war.
Ich bekam unerwartete Hilfe aus dem Kloster. Schwester Florentine vermittelte, mein Pflichtjahr in Süchteln in der orthopädischen Kinderklinik ableisten zu dürfen. Die “Partei – Bonzen“ stimmten zu.
Es zeichnete sich immer mehr das stete Vorrücken der Amerikaner aus Richtung Eifel ab. Dieser Umstand war es, der zu meiner Entlassung in Süchteln führte. Auf nach Hause. Hier erlebte ich, dass Verwandtschaft aus Derichsweiler bei uns Unterkunft gesucht hatte. Ebenso Frau Lenzen mit ihrem Sohn Franz. Diese hatten von Brandenberg aus die Evakuierung bereits angetreten. Das Ehepaar Lenzen hatte 5 Söhne, von denen 4 Soldat waren. Somit blieb Sohn Franz vom Kriegseinsatz verschont und begleitete seine Mutter nun auf dem Weg aus der Eifel in eine ungewisse Zukunft. Beide hatten die Mühe auf sich genommen, einen Ochsen vor eine Karre gespannt, diese mit wenig Hab und Gut beladen, und so den Weg aus der Eifel in die Evakuierung nach Vettweiß gesucht. Das Gespann, Ochse und Karre, wurde beim Landwirt Bernhard Hülden untergestellt.
Dann das markante Kriegsdatum für Vettweiß: Der 30. November, ein Donnerstag. Mein Onkel aus Derichsweiler, von Beruf Stellmacher, war zusammen mit meinem Bruder Willi auf dem Hof vom Landwirt Kau. Sie waren auf der Suche nach Material, um einen Aufbau für einen Karren zu fertigen, als die Bombardierung einsetzte, ohne Vorwarnung durch die Sirenen. Zeit für uns daheim im Keller Schutz zu suchen verblieb nicht. Alles ging so rasend schnell, und ich glaube, eh jemand begriffen hatte was passiert war, da war auch schon alles vorüber. Dieser nie gekannte Lärm, begleitende Explosionen mit einer beängstigenden Geschwindigkeit, das abflauende Grollen. Und dann diese einsetzende unheimliche Stille, bis begreifbar und sichtbar wurde, was eigentlich geschehen war.
Was blieb, ist ja allseits bekannt. Viele Tote und zerstörte Häuser.
Onkel und Bruder waren dem Inferno auf dem Hof ausgesetzt, denn dieser wurde besonders schwer und mit vielen Toten getroffen.
Durch die Explosionen der Bomben und dem einsetzenden Luftsog wurden sie in den Rest einer Hofscheune geschleudert.
Schwer getroffen von Splittern und umherfliegenden Trümmerteilen schaffte mein Onkel den Weg nach Hause. Bruder Willi, der zuerst unauffindbar war, entdeckte man am Nachmittag völlig traumatisiert in den Trümmern der Scheune liegend.
Dieser Zustand und die Verletzungen der beiden waren Anlaß für eine Überführung ins Lazarett der Wehrmacht, das sich in Froitzheim befand und wo sie stationär behandelt werden mußten.
Wie für fast alle Vettweißer, so war der Angriff auch für uns das Zeichen zum Aufbruch in die Evakuierung.
Die örtliche “Nazi – Führung“ verfügte aber, dass mein Vater und ich in Vettweiß zu bleiben habe. Die “Herrschaften“ wollten, da abzusehen war, dass sich fast alle Dorfbewohner in die Evakuierung aufmachten, wohl versorgt und bekocht zu werden. Da kam ein Metzger doch gerade gelegen, da so manches Stück Vieh zurückge- lassen wurde.
So verabschiedeten sich meine Mutter und meine Schwester, zusammen mit den bei uns einquartierten Personen per Viehtransporter, den der auswärtige Viehhändler Elvenich zur Verfügung stellte, auf den Weg nach Euskirchen und von dort weiter nach Straßfeld, in der Nähe zu Heimerzheim.
Nunmehr versorgten und bekochten wir beide die ausgesuchten “Nazis“, die noch versuchten den vielleicht 100 Personen, die in Vettweiß verblieben waren, ihre Durchhalteparolen aufzuquatschen. Mit ihren Parolen waren ja auch teilweise Häuser, Mauern oder Tore beschmiert.
Im Stillen bereitete mein Vater aber auch unsere Evakuierung vor. Von der Kutsche montierte er die Räder ab und versteckte diese, um einem eventuellen Diebstahl vorzubeugen.
Nazis hin, oder Nazis her , ein Wagen wurde vorsorglich beladen, und wenige Wochen später, die Front der Amerikaner rückte unaufhaltsam vor, wurde ein Ochse vorgespannt, noch einige Schweinehälften aufgeladen, der Treck begann.
Unser Ziel war Kirchheim bei Euskirchen. In Kirchheim wohnte Kethchen Roggendorf, die bis zu ihrer Heirat als Haushälterin bei uns tätig war. Da ihr Mann als Soldat im Krieg war und Kethchen schwanger war, beschloß mein Vater, dass ich bei ihr bleiben solle, bis der Krieg in unserer Region vorbei sei. Er selber zog weiter nach Straßfeld.
Dann war es soweit, die Amerikaner marschierten in Kirchheim ein. Wir waren endlich frei. In Straßfeld ging es weniger gemütlich zu. Vater liebte die Jagd. Unsinnigerweise hatte er auch ein Jagdgewehr mit in die Evakuierung genommen.
Als die Amerikaner das Haus, in dem meine Eltern, Verwandte und Bekannte untergekommen waren, betraten und im Wohnzimmer das Jagdgewehr , einen sogenannten “Drilling“, entdeckten, war Schluß mit lustig. Das ganze Haus wurde nach Waffen durchsucht. Da gab es keinen Gegenstand, der nicht durch die Zimmer flog, bis die Amerikaner überzeugt waren, dass es sich “nur“ um eine Jagdwaffe handelte. Diese konfiszierten sie und zogen ab. Glück gehabt.
Nachdem die Amerikaner im März den Rhein überquert hatten, machte sich Vater mit dem Fahrrad auf nach Vettweiß, um “Inspektion“ zu halten.
Nach seiner Rückkehr ging die Fahrt Tage später erneut nach Vettweiß. Diesmal mußte ich Vater begleiten. Als wir uns Vettweiß näherten, fiel sofort auf, dass der Kirchturm nicht auszumachen war. Das “Unfaßbare“ zeigte sich bald, die ganze Kirche gab es nicht mehr, wir standen vor einem großen und leeren Platz.
Das große Aufräumen begann. In unserem Wohnzimmer hatten die Amerikaner eine Funkstation eingerichtet, die bei ihrem weiteren zügigen Vorrücken überflüssig schien und abgebaut war. Die Schäden im und am Haus waren überschaubar. Lediglich ein großer gemauerter Torpfeiler hatte einem im Hof geparkten Militärfahrzeug nicht standgehalten.
Alle betrieblichen Maschinen und Gerätschaften waren noch vorhanden und funktionsfähig.
Nach dieser über Tage andauernden Aktion machten wir uns wieder auf den Weg nach Straßfeld, um im Treck mit Mutter, Schwester, Verwandten und Bekannten in die Heimat zurückzukehren. Auch Onkel und Bruder fanden sich wieder zu Hause ein. Sie waren von Froitzheim aus ins Lazarett nach Euskirchen und weiter nach Rheinbach verlegt worden.
Der elende Krieg war vorbei.
Mit und mit kehrten die “Vettweißer“ aus der Evakuierung zurück. Der Gedanke aber, ich denke nicht an die Zukunft, denn die kommt noch früh genug, den kannte keiner. Es wurde angepackt, es wurde geschufftet und bei aller Spärlichkeit kehrte auch die Lebensfreude wieder zurück, wenn auch langsam, so aber stetig umso mehr.
Unser Betrieb wurde wieder aufgenommen, ich wurde mit eingebunden, Bruder Willi erlernte das Metzgerhandwerk.
Bestellungen und Lieferungen, auch in umliegende Dörfer, wurden mit dem Fahrrad getätigt. Hausschlachtungen gehörten zum Kundendienst.
Den wiederkehrenden Lebenswillen habe ich ja bereits angesprochen, und animiert durch die Jugendpflegerin Frau Gartz brachte ich mich in die Jugendarbeit ein und gründete eine Mädchengruppe. Handarbeit, gemeinsames Singen und kleinere Ausflüge wurden hier gepflegt. Dies mag verwunderlich sein und in der heutigen Zeit belächelt werden, aber so war es nun einmal in der Nachkriegszeit. Aus dem wenigen, was die Leute hatten, versuchten sie das Beste zu machen.
Wer kann sich überhaupt von den heutigen Generationen in die damalige Zeit versetzen?
Im Ort gab es Telefonanschlüsse, deren Anzahl man an 2 Händen abzählen konnte. Die Ausstrahlung von Fernsehprogrammen begann im Jahre 1952. Wer konnte sich schon einen Fernseher leisten? Sportveranstaltungen aller Art und sogar Karnevalsveranstaltungen wurden per Radioreportage übermittelt. Doch die Leute suchten den Zusammenhalt. Bei den Tanzveranstaltungen zu Kirmes, Karneval oder Schützenfest waren Saal und Festzelt stets rappelvoll. Ich erinnere mich an den Tag, als die deutsche Fußballnationalmannschaft 1954 die Weltmeisterschaft errang und glaube, dass dieses Ereignis den Leuten die Selbstachtung und ein neues “Wir – Gefühl“ zurückgab.
Die Belebung des Kirchenchores hatte längst wieder stattgefunden und viele “Sangesfreudige" erreicht.
Zuerst noch ziemlich zaghaft, doch mit der Anstellung von Josef Wilbertz als Küster und Organist in der Pfarre kam nicht nur Leben, sondern auch “Stimmung“ auf, was der Anzahl der Mitglieder und dem Zusammenhalt äußerst dienlich war.
Bei Tanzveranstaltungen im Saale Hülden und gemeinsamen Ausflügen zusammen mit dem Kirchenchor Kelz lernte ich Peter Bönsch kennen, Freundschaften wurden geknüpft. Ein Zusammentreffen im “Hause Eversheim“ wurde von den Eltern gestattet. 1 Mal im Monat.
Familie Bönsch, der Vater stammte aus Kelz, wurde beim Bombenangriff auf Düren am 16. November 1944 total ausgebombt und nach Thüringen evakuiert. Nach ihrer Rückkehr wohnte die Familie in Kelz. Peter, zu dieser Zeit Soldat, geriet in amerikanische Gefangenschaft und wurde bei Remagen interniert. Aus dem Internierungslager gelang ihm mit 2 Kameraden aus Gladbach und Lüxheim die Flucht. Sie suchten Unterschlupf in Feldscheunen und Bauernhöfen, tauschten ihre Wehrmachtskleidung gegen abgewetzte Zivilkleidung und gelangten so bis nach Iversheim nahe Euskirchen, wo sie bei Verwandten für einige Wochen unterkamen.
Dann wagte er die weitere Flucht mit dem Fahrrad und erreicht Kelz just in dem Moment, in dem die Familie die Vermißtenanzeige ihres Sohnes in Händen hielt.
Im Jahre 1955 haben Peter und ich in der Pfarrkirche zu Vettweiß geheiratet, und uns für Düren als künftigen Wohnsitz entschieden.
Als das Alter unserer heranwachsenden Kinder es zuließ, haben mein Mann und ich uns entschlossen, einem ausgesprochenen Wunsch folgend, ehrenamtlich in der Pfarre St. Anna in Düren mitzuwirken. In verschiedenen Bereichen und in allen Altersgruppen haben wir uns über sehr viele Jahre eingebracht, solange wie es unsere körperliche Verfassung zuließ. Es freut mich immer wieder zu sehen, zu hören oder zu lesen wie viele Menschen ehrenamtlich tätig sind, sei es in den Vereinen, in irgendeiner Vereinigung oder Institution. Es ist Gewißheit und soll nicht verkannt bleiben: Wie arm wäre die Welt ohne das Ehrenamt.