Im Frühjahr des Jahres 2012 wurden erstmals Waldohreulen in unserem Wohnbereich Grüner Weg - Am Graben in Vettweiß von Unterzeichner festgestellt. Aufgefallen waren die Jungtiere durch ihre nächtlichen Rufe nach Nahrung meist in den Nachtstunden ab 22.00 h. Bei der Beobachtung im Garten konnten schließlich alle fünf Jungtiere auf der Radioantenne auf dem Dach des Berichterstatters gesichtet werden, als die Eltern kritisch das Haus und den Beobachter umkreisten. Irgendwann in den frühen Sommermonaten verschwanden die Tiere vermeintlich aus unserem Bereich oder waren infolge des vorangeschrittenen Alters nicht mehr durch ihre „Rufe nach Nahrung" von uns zu vernehmen.
Sie traten jedoch einmal ganz privat im Hause Alfons Esser auf. Wie es sich in einem guten Hause gehört, wird morgens in der Früh auch im Schlafzimmer gelüftet. So weit so gut. Als Alfons später das Schlafzimmer betrat, traute er seinen Augen nicht, denn auf dem Schlafzimmerschrank hatte sich eine Eule häuslich eingerichtet. Mit guten Worten und Geräuschen war gegen diese Art von Hausfriedensbruch zunächst nichts zu machen und man musste abwarten, bis sich die Eule bequemte, wieder durch das Fenster in den Abendhimmel zu entweichen.
Bei vier hungrigen Hälsen der Jungtiere kann man sich vorstellen, dass ihre Rufe nach Nahrung auch in der weiteren Nachbarschaft bei nachts geöffneten Fenstern deutlich zu hören sind und auch andere Dorfbewohner hiernach Ausschau halten. Die ersten Aufnahmen unserer Eulen entstanden durch die Aufmerksamkeit von Renate Schmitz.
Als dann von Unterzeichner am Abend des 05.07.2014 gegen 22.22 h ein Foto erstellt werden sollte, wurde mit Erstaunen festgestellt, dass offenbar noch mehr Jungtiere vorhanden waren.
Beim Betreten der Terrasse wurden mehrere Eulen in einem blattlosen Baum auf dem Grundstück Claßen festgestellt.
Sofort flogen die vermutlichen Eltern vom Baum weg und weitere neun Jungtiere konnten bei einer Blitzlichtaufnahme ausgemacht werden. Diese Zahl konnte wenige Tage später vor Beginn ihrer Flugzeiten in den Bäumen bei Klippstein und Pütz durch Zählen zweifelsfrei bestätigt werden. Es erhob sich nun die Frage, ob wir es mit zwei Elternpaaren und ihren Jungtieren oder mit einem Elternpaar und neun Jungtieren zu tun hatten. Nachfragen in der Nachbarschaft brachten das Ergebnis hervor, dass sich das Betätigungsfeld/Jagdgebiet nunmehr auf einen größeren Radius erstreckte. Wie bei anderen Vogelarten auch ist die Anzahl der Bruten oftmals von der Insektenvielfalt und sonstigen guten Beutelagen abhängig. So kann ein Eulenpaar durchaus bis zu acht Jungtiere bekommen.
Auf jeden Fall scheinen sich die Tiere hier wohl zu fühlen und man kann sich ab 22.00 h auf die Lauer legen und sie bei ihren Flügen beobachten. Sie suchen bevorzugt freie Grasflächen zum Jagen und schlafen nach bisherigen Feststellungen in direkter Nähe ihres Nestes in den Kiefern und sonstigen Nadelbäumen. Ihre Rufe nach Nahrung sind im Juli längst verstummt, sie halten sich meist zusammen in dichter Nähe zueinander auf und können kaum bei flüchtigem Hinsehen entdeckt werden.
Die auf den Ästen sitzenden Jungtiere verlassen zwar früh das Nest, sind aber noch auf die Fütterung durch die Elternteile angewiesen. Sie können über Stunden während der Nacht ein lautes Fiepen erklingen lassen und dokumentieren damit ihren Standort, um Nahrung von den Eltern zu erhalten. Und genau dadurch fielen sie letztlich bei uns und der Nachbarschaft auf.
Sie jagen während der Dämmerung und in der Nacht. Vor dem Jagen putzen sie sich ausgiebig das Gefieder, jagen dann zwei bis drei Stunden und legen eine Ruhepause ein, die bis weit nach Mitternacht dauert. Anschließend jagen sie nochmals intensiv bis in die Morgendämmerung. So jagen sie intensiv fünf bis sechs Stunden pro Tag.
Auf dem Speiseplan stehen in erster Linie Mäuse. Auch kleinere Singvogelarten zählen zum typischen Beutespektrum. Dann kann man beobachten, dass sie regelrecht von einem hohen Standort aus nach Mäusen lauschen und dann lautlos zum Angriff starten.
Die Brutzeit erstreckt sich auf den Zeitraum zwischen Ende März und Mitte April. Das Weibchen brütet bereits ab dem ersten Ei und legt mit einem durchschnittlichen Legeabstand von zwei Tagen durchschnittlich vier bis sechs Eier.
Ist das Beuteangebot sehr reichlich vorhanden, kann das Gelege auch ausnahmsweise bis zu acht Eier umfassen.
Daraus ergibt sich zweifelsfrei, dass sich nach unseren Feststellungen nur eine Familie mit neun Jungtieren in unseren Gärten aufhält und viel Nahrung vorhanden zu sein scheint, denn sonst wären nicht so viel Nachkommen vorhanden.
Bereits im Alter von ca. 10 - 12 Wochen können die Jungeulen in der Lage sein, selbständig Mäuse zu erjagen, die Eltern füttern jedoch ihren Nachwuchs fast drei Monate lang. Ihre natürlichen Feinde sind Uhus und größere Greifvogelarten.
Selbständig gewordene Jungeulen verschwinden meist mit zunehmendem Alter und suchen sich eigene neue Lebensräume, während die Eltern in der Regel im heimischen Bereich bleiben. Man darf gespannt sein, wie sich die Lage weiter entwickeln wird.