Am 30. November jährt sich zum achtzigsten Mal der Bombenangriff auf Vettweiß während des 2. Weltkrieges.
Hiermit wollen wir an dieses furchtbare Geschehen erinnern. Es soll und darf nicht in Vergessenheit geraten.
Ihre persönlichen Erlebnisse zu diesem Trauma haben viele Zeitzeugen kundgetan. Diese sind auf der Web-Seite des HGV Vettweiß unter Heimat und Zeitzeugen lesenswert ausgedruckt.
Weiterlesen: Bombenangriff auf Vettweiß am 30. November 1944
Mit Interesse habe ich die bisherigen Veröffentlichungen des HGV Vettweiß aufmerksam gelesen und mich darüber gefreut. Bei den Schilderungen über die Kriegserlebnisse kamen mir natürlich dann auch meine eigenen wieder in den Sinn und ich beschloss, darüber auch einige Zeilen zu schreiben. Mein Name ist Katharina Geuenich, geb. Gotzes, und ich bin Jahrgang 1927. Ich wurde 1927 in Gereonsweiler geboren und wohnte mit meinen beiden Schwestern und meinem Bruder zusammen.
Mein Vater bekam damals eine Arbeitsstelle in Veen, das ist ein Ortsteil der Gemeinde Alpen und liegt in der Nähe von Xanten. Da meine Eltern aber beide in einem Jahr früh gestorben sind, kam ich mit meinen Geschwistern in ein Waisenhaus nach Xanten. Vom Waisenhaus wurde ich dann mit 18 Jahren in den Haushalt einer Arztfamilie vermittelt, weil die Berufsausbildung zur Erzieherin wegen der zerbombten Schulgebäude nicht möglich war. Die Front rückte auch hier immer näher, so dass auch die Arztfamilie über eine Evakuierung ernsthaft nachdachte.
Nun war es soweit, schon drei Tage saßen wir im Keller. Rund um die Stadt fielen die Bomben und heute haben die Flieger unsere Kirche bombardiert. die Erde erzitterte und wir hatten furchtbare Angst. Schon vor Tagen war in der Scheune ein großes Loch ausgegraben und mit Stroh ausgelegt worden.
In dieses Loch wurde eine Truhe gestellt, die mit Betttüchern und Handtüchern belegt wurde. Hinzu kamen Porzellan, Besteck und vieles mehr. Wir hofften nun, dass keine Bomben mehr darauf fallen würden und wir bei unserer Heimkehr noch etwas davon hatten.
Weiterlesen: Evakuierung 1944 - 1945 - Fliegerangriffe auf unseren Zug
Bei einem Spaziergang über die Martinusstraße in Froitzheim in Richtung Soller fällt dem aufmerksamen Beobachter am Ende des Dorfes auf der rechten Seite ein heute privatwirtschaftlich genutztes Anwesen auf. Dabei handelt es sich um ein ursprünglich zu militärischen Zwecken errichtetes Gebäude mit einer wechselvollen und interessanten Geschichte, nämlich um ein Batterie Beständelager als Teil der Luftverteidigungszone West.
Die Luftverteidigungszone West, im folgenden auch LVZ-West genannt, war ein entlang der Westgrenze installierter Gürtel von schweren und leichten Flakgeschützen. Durch ihre Feuerkraft sollten sie das Einfliegen feindlicher Bomber verhindern oder zumindest stören. Zu diesem Zweck wurden außerhalb der Orte rundum Froitzheim die erforderlichen Geschützstände mit den dazu notwendigen Nebeneinrichtungen wie Munitionsbunker, Mannschaftsunterkünfte, Versorgungsgebäude usw. gebaut.
Auch das Beständelager Froitzheim, im folgenden Flakhalle genannt, war Teil dieses Systems.
Am 09. Mai 1945, vor 75 Jahren, endete mit der deutschen Kapitulation der 2. Weltkrieg. Mit dem Einmarsch der Amerikaner am 27. Februar 1945 in Vettweiß war der Krieg für die im Ort verbliebenen ca. 100 Personen so gut wie beendet. Der überwiegende Teil der Vettweißer Bevölkerung hatte nach dem Bombenangriff vom 30. November 1944 den Weg in die von den Nazis verordnete Evakuierung antreten müssen. Viele hatte es bis nach Thüringen verschlagen. Die Rückkehr sollte sich für manche Evakuierten aufregend, angstvoll und über einen langen Zeitraum erstrecken, für andere weniger schwierig, aber deshalb nicht gefahrloser. Die Evakuierten drängten auf schnelle Rückkehr in die Heimat. Oft zog sich das Vorhaben schleppend über Monate hin, verbunden mit vielen Enttäuschungen. Die Evakuierten wußten wo ihre Heimat war, im Gegensatz zu den Vertriebenen aus den verlorenen Ostgebieten Deutschlands, die nun gegen Westen zogen um hier eine neue Heimat zu finden. Das Ausmass kam einer Völkerwanderung gleich. So suchten und fanden Geflohene aus dem Osten auch in Vettweiß einen Neuanfang.
Wenn man das Dorf Vettweiß von Gladbach aus betritt, dann trifft man auf zwei historisch interessante Industriegebäude.
Am Seelenpfad liegt die zur Ruine verfallene alte Krautfabrik. Das Gebäude hat eine wechselvolle Geschichte. Es wurde im Jahre 1873 als Dampfmühle erbaut, bereits jedoch nach vier Jahren geschlossen. Danach wechselten immer wieder die Eigentümer und mit ihnen auch die betriebliche Nutzung. So wurde in den Jahren 1912 bis 1917 eine Pappenfabrik betrieben, die jedoch wegen Wassermangel nicht rentierlich arbeiten konnte. Schließlich wurde von der Familie Beys aus Aldenhoven eine Krautfabrik, genannt et Prüppes betrieben. Auch die Krautfabrik besteht nicht mehr.
Geht man über die Bahngleise ins Dorf, fällt sofort das gut erhaltene Gebäude der alten Molkerei ins Auge. Es handelt sich um einen architektonisch wohl gelungenen der Milchverwertung dienenden Zweckbau, der zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts errichtet wurde.
Nachdem am 20.06.1869 in Düren die erste Zuckerfabrik Schoeller Peill & Co gegründet und der Anbau der Zuckerrübe nach Anfangsschwierigkeiten immer mehr ausgedehnt wurde, so auch in Vettweiß, mussten die Bauern in der Bewirtschaftung des Ackerbodens völlig neue Wege gehen. Dazu gehörte auch die verstärkte Humusversorgung der Böden durch Stallmist, welche nur durch die Vergrößerung der Milchviehbestände erreicht werden konnte.
Die ersten Meldungen von einem gefährlichen, lebensbedrohendem Virus wurden im Dezember 2019 aus China, die Stadt Wuhan betreffend, verbreitet.
Dies wurde in unseren Breiten geflissentlich zur Kenntnis genommen, China ist in weiter Ferne. Auch die Nachricht, dass die Millionenstadt Wuhan von der Außenwelt komplett abgeriegelt wurde, war für den Rest der Welt noch nicht besorgniserregend.
Als sich im Januar und Februar 2020 die Meldungen intensivierten, das Wort von der Pandemie gebräuchlich wurde, die Anzahl von Infizierten und die der Toten von Tag zu Tag anstieg, da wurde die Aufmerksamkeit auch in Europa mehr und mehr geweckt. Aber so richtig ernst genommen wurde Corona erst Anfang März. Ab diesem Zeitpunkt ist alles schnell gekippt und ebenso schnell wurde, wie nachstehend, gehandelt.
Das Virus Covid-19, als Corona-Virus geläufig, breitete sich schließlich rasend schnell weltweit aus. Deutschland wurde nicht ausgespart. Regierungen waren nun am Zuge die Pandemie einzudämmen, wozu strikte Gebote und Verbote unabdingbar waren. Produktionen wurden eingeschränkt, Versammlungsverbote verfügt, Schulen, Kitas, Kneipen und Restaurants wurden geschlossen. Das öffentliche Leben wurde sehr eingeschränkt und kam in den ersten Wochen einem Stillstand gleich.
Zu den von Alfons Esser mit viel Fleiß und Akribie gesammelten Erinnerungsstücken, von denen ein jedes seine eigene Geschichte hat, gehören auch ein englischer Pferdekummet sowie ein vergilbtes Foto, vier englische Soldaten darstellend.
Auch das Dorf Vettweiß wurde von englischen Einheiten besetzt. Das einzige Bilddokument aus dieser Zeit zeigt nebenstehendes Bild, vier englische Soldaten vor dem Saal Hülden.
Es handelt sich um Mitglieder des Royal East Kent Regiments mit Hauptquartier in Canterbury.
In seiner langen Geschichte, die auf das Gründungsjahr 1572 zurückgeht, wurde es im gesamten Britischen Empire eingesetzt.
Die Rekrutierung seiner Soldaten fand vor allen Dingen in Kent (Süd-Osten von England) statt. Die Größe des Regiments schwankte zwischen 500 und 1000 Soldaten.
Das Royal East Kent Regiment ist auch unter dem Namen The Buffs bekannt, aufgrund der Farbe seiner Uniformen, d.h. gelb-braun (lederfarben).
Weiterlesen: Britische Soldaten in Vettweiß (Erinnerungen an 1919)
Der 1. Weltkrieg endete am 11. November 1918 mit der Kapitulation des Deutschen Kaiserreiches.
Bei den aufgenommenen Friedensverhandlungen, die am 28. Juni 1919 mit der Unterzeichnung des Versailler Vertrags endeten, wurde verfügt, dass das Kaiserreich an fast allen Grenzen Gebiete an die Siegermächte abtreten mußte.
So wurde das ostbelgische Gebiet um Eupen / Malmedy Belgien zugesprochen.
Dieses Gebiet gehörte bereits vor 1815 zu Belgien, wurde aber auf dem Wiener Kongreß im Jahre 1815 Preußen zugeschlagen.
Dort wohnte, im kleinen Ort Ouren der Gemeinde Burg-Reuland, die Familie Delhougne.
Bernhard Delhougne, geboren am 14.06. 1880, unterrichtete als Lehrer an der Volksschule Ouren.
Der 30. November 1944 war für Vettweiß ein schicksalhafter Tag, denn er brachte Tod und Verderben über unser bisher von den Gräueln des Krieges weitgehend verschontes Dorf. In diesem Jahr jährt sich dieses Ereignis zum 75. Mal.
Gegen Mittag flogen B 26 und A 20 Flugzeuge der 9th Bombardement Division quer über unser Dorf und luden ihre Bombenlast ab. Der gesamte grausame Spuk dauerte weniger als fünf Minuten. Die Auswirkungen dieses Bombenangriffes waren verheerend. Der mittlere Teil des Ortes wurde nahezu völlig zerstört. Zahlreiche Tote und Verwundete waren zu beklagen. So mussten 38 Einheimische und 5 Zwangsarbeiterinnen aus der Ukraine ihr Leben lassen. Zudem wurden 26 deutsche Soldaten unterschiedlichster Waffengattungen dahingerafft. Die Soldaten sowie die Ukrainerinnen wurden auf verschiedenen Friedhöfen provisorisch bestattet und in späteren Jahren auf zentralen Friedhöfen in der Eifel zur endgültigen Ruhe gebettet. Die Grablegung der Einheimischen erfolgte in einem separaten Teil des örtlichen Gemeindefriedhofes. Mehrere Zeitzeugen haben ihre Erinnerungen an den 30. November 1944 dokumentiert und dem HGV zur Verfügung gestellt. Auszugsweise geben wir einige von ihnen wie folgt wieder:
Im Jahre 1936 wurde ich als fünftes Kind der Eheleute Josef und Adele Falkenberg geb. Kick geboren.
Unsere Mutter stammte aus Blatzheim.
Meine vier Geschwister waren Heinz, Hilde, Christine und Hubert (besser bekannt als Hujo).
Unser Elternhaus (heute Gereonstrasse 121) war an der Straße von Vettweiß nach Froitzheim, direkt gegenüber dem Sportplatz, gelegen. Da es in unmittelbarer Nähe zu unserem Heim keine häuslichen Bebauungen gab, hatten wir rundum freie Sicht.
Es fühlte sich an, als lebte unsere Familie auf einer friedlichen, fast unberührten Insel. Dieser Zustand sollte sich im Jahre 1939, mit Beginn des Krieges, ändern und mit andauernder Kriegszeit eine oftmals hektische Betriebsamkeit erleben.
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